Wie ich arbeite
Ich bin von der prinzipiellen Freiheit des Menschen überzeugt und davon, dass er auf ein Leben mit anderen und für andere ausgerichtet ist. Das heißt für mich auch, dass jeder Mensch aufgrund seines Reflexions- und Selbstreflexionsvermögens, selbstbestimmt sowie sozial- und selbstverantwortlich Handeln kann. Es geht also nicht nur um eine rationale Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Gedanken. Es geht um die reflexive Auseinandersetzung mit dem praktischen Lebensvollzug im Kontext des gesamten Lebensumfelds. Dies befähigt letztlich auch zur Verhaltensänderung. Weil es bei der Reflexion- und Selbstreflexion nicht nur um die Auseinandersetzung mit Gedanken geht, nenne ich beide Vermögen zusammen das verstehende Nachdenken. Denn Verstehen als menschliches Vermögen hat in sich auch die Aspekte des Nichtverstehens und des Irrtums. Verstehendes Nachdenken ist immer zukunftsorientiert und auf Handeln ausgerichtet. Es ist nie bloße Kontemplation. In diesem Kontext halte ich den vielzitierten Satz von Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“, für wahr.

Was heißt das für mich als philosophischer Berater? Wie gehe ich mit den schwierigen und komplexen Fragen, die uns das Leben stellt. Zunächst gilt der triviale Grundsatz: es gibt mehr als einen Weg. Denn es gibt keine pauschalen Antworten auf Fragen wie: Was soll ich studieren? Welche Ausbildung soll ich machen? Wie gehe ich mit dem Verlust meines Arbeitsplatzes um? Wie löse ich meine Beziehungsprobleme? Was ist ein gutes und erfülltes Leben? Heute können im beruflichen Kontext sogar so intime und komplexe Fragen auftauchen, wie die, nach „Social Freesing“.  Einfache Ja-Nein-Antworten sind hier unmöglich.
Als philosophischer Berater sehe ich deshalb meine Aufgabe darin, mit Ihnen gemeinsam im dialogischen Prozess Ihre Fragen quasi zu umkreisen. Nicht der moralische Zeigefinger oder ökonomische Bedürfnisse sollen leitend sein, sondern die Offenheit für das Finden einer ganz individuellen Entscheidung. Dabei spielt auch die Analyse aller Einflussfaktoren, die beim Finden einer Entscheidung bedeutsam sein können, eine wichtige Rolle. Diese können gesellschaftlicher, politischer oder privater Natur sein.

Für mich ist jedes philosophische Gespräch ein kleiner Baustein, um sich selbst näher zu kommen und besser kennen zu lernen. Das gilt nicht nur für die Klient_innen, sondern auch für mich. Denn ich sitze nicht auf einem „Beraterthron“, sondern bin quasi als „Freund“ mit Ihnen im Gespräch und deshalb erfahre ich auch stets etwas über mich.

Es geht dabei nicht um Richtig oder Falsch, es geht immer um den Mut, Entscheidungen zu treffen, und dabei das Wagnis des Irrtums auf sich zu nehmen. Philosophische Beratung ist keine „Versicherung“ für das richtige Leben, sondern ein Beitrag, um das Leben mit all seinen Risiken, seiner Unwägbarkeit und seiner Unvollkommenheit anzunehmen sowie es sozial- und selbstverantwortlich zu führen. Die Grundvoraussetzung dafür bleibt, das verstehende Nachdenken.